Vorbereitung
Wäre ja zu einfach…
Erdarbeiten
Viel zu spät erfahren wir noch zwei Dinge, die wir lieber früher gewusst hätten:
- Der Kranplatz muss viel größer sein, als ursprünglich kommuniziert wurde.
- Wir brauchen einen 1,5 m breiten geschotterten Arbeitsgraben rund ums Haus.
Das ist jetzt recht blöd, weil der Bagger schon abtransportiert ist. Wir waren ja nach der Fundamentabnahme der Meinung, dass alles bereit ist. So schnell kriegen wir den auch nicht wieder, also was tun?
Zuerst mal Bestandsaufnahme. Der Jägersberger hat den Aushub auf ein Minimum beschränkt - also gerade so, dass man vernünftig arbeiten kann. Wir haben also zwischen 50 und 100 cm rundherum Platz. Das auf 150 cm zu erweitern könnte mit meinem kleinen Minibagger machbar sein. Um Effizienz geht es nicht mehr, es muss einfach um jeden Preis fertig werden. Meine Familie werde ich wohl die nächsten zwei Wochen wenig sehen. Jeden Tag nach der Arbeit wird von 16 bis 22 Uhr gebaggert.
Ein netter Mensch, den ich im Forum kennengelernt habe, borgt mir seine Rüttelplatte und bringt sie mir sogar vorbei. Der Graben muss nämlich mit verdichtetem Schotter auf ein einheitliches Niveau gebracht werden.
Was sich allerdings innerhalb kürzester Zeit bestätigt, ist die Vermutung, dass der Kranplatz mit meinem Spielzeug nicht machbar ist. Obwohl da nur der Humus abgetragen werden muss, ist die Masse einfach zu groß. Aber manchmal hat man Glück: Unser Nachbar hat sich vor ein paar Tagen einen Ringgrabenkollektor verlegen lassen und der Bagger steht noch da. Ich kann aus der Entfernung gerade den Firmennamen ausmachen, suche im Internet die Kontaktdaten und rufe an. Der Bagger soll noch am selben Tag zur nächsten Baustelle fahren. Sie kommen einfach ein bisschen früher und erledigen das schnell. Nach dem Preis frage ich gar nicht erst, weil wir eh keine Wahl haben. Zwei Stunden später steht dann tatsächlich jemand da, schaut kurz, dreht sich um und kommt mit dem Bagger wieder. Innerhalb einer halben Stunde haben wir eine ebene, humusfreie Fläche von 12 x 6 m und daneben einen großen Haufen Erde. Und verrechnet wird uns genau diese halbe Stunde, weil der Bagger eh schon da war. Ein guter Tag.
Zwei Tage später rückt der Jägersberger noch mit seiner großen Rüttelplatte an und baut uns aus rund 60 t Schotter einen Kranplatz.
Gerüst
Am Donnerstag vor der Hausmontage kommt das Gerüst. Zwei Stunden nach der angekündigten Zeit rücken die Arbeiter an. Grüßen ist für sie offenbar ein Fremdwort. Ihre Zigarettenstummel und anderen Müll werfen sie aus dem Autofenster, während sie auf den LKW mit dem Material warten, der eine Stunde später auch tatsächlich auftaucht. Die Gerüstteile schmeißen sie ohne Rücksicht auf Verluste gegen die schon geklebte Sockeldämmung und reißen mehrere Platten teilweise runter. Keine Empfehlung für diese Firma. Wenigstens sind sie schnell und am frühen Nachmittag wieder weg. Zurück bleibt ein Gerüst, das uns zum ersten Mal ein Gefühl dafür gibt, wie groß das Haus mal sein wird.
Ampel
Günter hat uns bei der Fundamentabnahme noch etwas angeteasert. Die Behörde schreibt für die halbseitige Straßensperre eine Ampelregelung vor. Das ist zwar bei uns im Dorf, wo drei Autos in der Stunde vorbeikommen und außerdem gegenüber ein Parkplatz zum Ausweichen wäre, ziemlich sinnlos, aber Vorschrift ist Vorschrift. Die Kosten dafür sollen wir übernehmen. Das finde ich ziemlich uncool, immerhin suggeriert die Formulierung im Vertrag, dass alle Kosten im Zusammenhang mit der Straßensperre inkludiert sind. Die Gen-Firma erklärt uns, dass die Kosten höher als von ihnen kalkuliert und deshalb von uns zu tragen sind.
Meine Argumente dagegen:
- Im Vertrag ist ein Fixpreis vereinbart.
- Die Straßensperre ist explizit inkludiert.
- Was sie intern kalkulieren, geht uns nichts an.
- Ein Angebot für exakt die gleiche Ampelanlage um ziemlich genau ein Zehntel dessen, was sie von uns verlangen.
- Für sie geht es um rund ein Promille des Monatsumsatzes. Das müsste ein zufriedener Kunde doch wert sein.
Hilft alles nichts, sie bestehen darauf. Die Formulierung erwähnt Ampeln nicht explizit und sie sind auch in dem abschließenden “etc” nicht eingeschlossen. Beim Konsumentenschutz bekommen wir die mündliche Auskunft, dass undeutliche Formulierungen grundsätzlich zu Lasten der Vertragspartei gehen, die diese verwendet hat. Das Gesetz wäre also auf unserer Seite. Allerdings meinen sie auch, dass bei dem Betrag eine Klage nicht viel bringen wird. Weil das Haus schon in ein paar Tagen geliefert werden soll, unterschreiben wir den Vertragszusatz mit ausdrücklichem Vorbehalt und kümmern uns später um die Angelegenheit.
In den nächsten Monaten versuchen wir weiter, vom Konsumentenschutz brauchbare Argumente oder eine schriftliche Stellungnahme zu bekommen. Leider erfolglos. Dort empfiehlt man uns eine einvernehmliche Einigung auf den halben Betrag. Das schlägt auch die Gen-Firma irgendwann von sich aus vor, aber wir fühlen uns nach wie vor im Recht und es geht immer noch um nicht wenig Geld.
Die Lösung bekommen wir schließlich im Rahmen eines kurzen Telefonats mit einem Juristen. Der fackelt nicht lange und rückt sofort mit dem richtigen Paragraphen und ein paar Phrasen für das Ultimatum raus. Für alle, die auch mal in so einer Situation stecken: Es ist der § 915 des Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuches. Und das ist das Ende der Geschichte. Ich bekomme keine Antwort auf meine Nachricht, aber auf der kurz darauf eintreffenden Teilschlussrechnung ist die Position als Gutschrift angeführt.