01.08.2024

Produktionsplanung

Es geht bergab

Vorbereitung

Wir werden gebeten, vorab detaillierte Einrichtungs- und Installationspläne für Küche und Badezimmer zu übermitteln, damit die Konstruktion jetzt schon entsprechend geplant werden kann und nicht erst vor Ort auffällt, dass da ein Balken dem Abfluss den Platz wegnimmt. Die Grundlagen machen wir mit dem Küchen- und dem Badplaner von IKEA, das geht am einfachsten. Danach zeichnen wir jeden Lichtauslass, jede Steckdose, jeden Wasser- und Abwasseranschluss, und die gesamte Möblierung in einen neuen Plan mit millimetergenauen Maßen. Spoiler: Das war größtenteils umsonst. Siehe später.

Bemusterung

Wir lernen unseren offiziellen Projektleiter der Gen-Firma kennen. Er wird uns die nächsten Monate (hoffentlich nicht Jahre) begleiten und unsere Ansprechperson für alle Belange sein. Nennen wir ihn Günter (Name aus naheliegenden Gründen geändert). Und es geht los mit dem Bemusterungsbogen. Hier ist wirklich jedes auch noch so kleine Ausstattungsdetail vom Fenstergriff bis zur Farbe der Dachbleche angeführt und wir dürfen wählen. Bemerkenswert ist, dass dabei keine Preise genannt werden und auf Anfrage meistens nur “preisgleich wie im Angebot” kommt.

Noch ein Spoiler: Nach der Bemusterung ist das Haus um ungefähr 10 % teurer.

So entscheiden wir uns also für die Farbe der Außenwände und der Fenster, lassen uns für die Garage eine Lichtkuppel aufschwatzen (im Nachhinein betrachtet eine gute Entscheidung, unbedingt Klarglas nehmen!) und bestätigen nochmal, dass wir das Haus wirklich nur als Ausbauhaus wollen und nicht schlüsselfertig.

Planbesprechung

Wir gehen auch nochmal den Plan durch, den Günter ausgedruckt mitgebracht hat. Jedes einzelne Fenster, jede Tür schauen wir uns genau an und legen die Höhen und Aufgehrichtungen fest. Die Haustechnik zeichnen wir auch grob ein und prüfen die Maße. Dabei fällt uns ein Fehler im Plan auf, für das Lüftungsgerät ist zu wenig Platz. Einige Tage später, während ich gerade etwas ganz anderes nachschauen will, fällt mir auf, warum da plötzlich weniger Platz ist. Die Wand zwischen Wohnzimmer und Technikraum ist plötzlich deutlich dicker und ein gutes Stück nach links gerutscht. Ähnliche Abweichungen zu unserem Entwurfsplan, wenn auch weniger dramatische, fallen uns bei genauerem Hinsehen auf. Da sind Fenster verschoben, die wir vorher in EG und OG genau ausgerichtet haben. Ein Fenster sitzt ohne erkennbaren Grund 5 cm tiefer als die anderen.

Planfehler

Ein paar Telefonate und E-Mails später wissen wir: Beim Übertragen vom Entwurfsplan in den Bemusterungsplan (der im Folgenden dann zum Produktionsplan wird) sind teilweise Fehler passiert, teilweise aber auch bewusste Änderungen im Sinne der Statik vorgenommen worden. Letzteres ist ja potenziell unausweichlich, aber uns diese Änderungen ohne irgendeine Absprache einfach unterzuschieben, finden wir nicht gut. Vor allem deshalb, weil das statische Problem auch anders lösbar wäre. In diesem Fall ging es darum, dass eine Kinderzimmerwand über der Wand zum Technikraum sein sollte, was im Entwurfsplan nicht ganz gepasst hat. Deshalb wurde die Wand zum Technikraum kurzerhand um 15 cm verschoben, wodurch der ohnehin minimalistische Technikraum noch winziger wurde. Im Endeffekt einigen wir uns darauf, die Wand wieder zurückzuschieben und dafür die Kinderzimmer zu vergrößern. Win-win, aber das wäre mit weniger Ärger auch gegangen.

Das Vertrauen in die planerischen Künste der Gen-Zeichner ist damit allerdings dahin. Wir haben schließlich jede neue Planversion Pixel für Pixel mit der vorhergehenden verglichen - und nicht umsonst. In ausnahmslos jeder Version waren nicht abgesprochene Änderungen.

Zusatzangebot nach Bemusterung

Ungefähr eineinhalb Monate nach der Bemusterung kam der Zusatz zum ursprünglichen Angebot. Wir waren zum Glück nach diversen Erfahrungsberichten schon darauf vorbereitet, dass uns hier nochmal ordentlich in die Tasche gegriffen wird. Es ist halt so, dass im ersten Angebot bei vielen Dingen die billigste Variante angenommen wird. Bei der Brandschutztür zur Garage beispielsweise eine Stahltür ohne irgendeine Dämmung oder sonstige thermische Trennung. An der würde im Winter das Kondenswasser runterlaufen und die Wärme rausgehen wie durch ein offenes Fenster. Also Aufpreis für eine thermisch getrennte Tür, die eigentlich Standard sein sollte.

Auch hier müssen wir aber genau hinschauen. Denn bei den Entfallspositionen schauen die Angebotsersteller nicht ganz so genau hin. Teilweise werden die mit Zusatzpositionen kombiniert oder gar nicht angeführt. Transparenz ist hier ausdrücklich nicht das Ziel. Da brauchen wir einige Nachfragen und Korrekturen, bis auch wirklich alles gutgeschrieben wird, was wir nicht haben wollen. Außerdem sind mehrere Positionen als Zusatz angeführt, die im ursprünglichen Angebot schon drin waren. Bei einer davon müssen wir sogar diskutieren, damit die gestrichen wird. Wir sind enttäuscht davon, wie hier mit Kunden umgegangen wird. Spoiler #3: Es kommt noch schlimmer.