Baustellenklo
Jeder hat Bedürfnisse
Idee
Im Forum habe ich immer wieder von der Widerlichkeit der üblichen Mobiltoiletten gelesen, und auch davon, dass WCs mit richtiger Spülung wesentlich komfortabler sind. Angeblich soll man die günstig über willhaben erwerben und später wieder verkaufen können. Von günstig kann aktuell keine Rede sein, also mal schnell überlegt, wie viel ein Selbstbau kosten kann. Die Rechnung geht auf, es wird gebaut. Das hat auch den Vorteil, dass ich mir das Hantieren mit einer gebrauchten Kloschüssel erspare. Wichtige Kriterien sind:
- einfach zu reinigen
- beheizbar (Winter!)
Ersteres wird mit einer vollflächigen Auskleidung der Wände und des Bodens mit abwaschbarem Material erreicht. Letzteres mit gedämmten Wänden und Boden. Das Dach wird eine Hohlkammerplatte, die mehr oder weniger gut dämmt.
Umsetzung
Als Boden wollte ich ursprünglich eine Europalette verwenden, nur waren genau zu dem Zeitpunkt gerade keine in der Nähe verfügbar. Praktisch wäre es gewesen, weil man die gut mit gängigem Gerät heben und transportieren kann. Aber was solls, dann muss ich den Boden halt auch selber bauen. Dafür verwende ich alle möglichen Holzreste, die vom Bau der Gartenhütte noch herumliegen. Unten OSB, darüber 100x60 mm Konstruktionsvollholz, dazwischen Glaswolle als Dämmung und oben drauf Schaltafelreste.
Die Wände werden in Holzriegel- beziehungsweise eher Holzlattenbauweise aufgestellt. Da ist übrigens ein Druckluftnagler wirklich praktisch - glaubt man gar nicht, wie viel Zeit man sich da spart. Und es ist auch sehr viel einfacher als Vorbohren und Schrauben, während man hofft, dass zwischenzeitlich nichts verrutscht. Außen drauf kommt wieder OSB, dann wird wieder Glaswolle eingelegt.
Innen wird mit Hohlkammerplatten beplankt (abwaschbar) und ein neu gekaufter PVC-Boden in Holzoptik eingelegt und an die Rückwand hochgezogen. Die Kanten werden mit Bitumendichtband versiegelt, damit man alles bedenkenlos mit dem Gartenschlauch reinigen kann. Am Ende stehen die Installationsarbeiten an und dann sieht das Ganze so aus:
Über dem Spülkasten hängt ein Frostwächter, der alles zumindest frostfrei hält. Bei Bedarf könnte man den auch stärker aufdrehen, aber dieser Komfort war mir die Stromkosten nicht wert. Um den Spülkasten ist ein alter Lichterschlauch (mit Glühlampen, keine LEDs) gewickelt, der außen mit der Wasserleitung gemeinsam in Rohrisolierung verpackt als Rohrbegleitheizung fungiert. Hatte ich herumliegen, war also billiger als eine echte Heizung zu kaufen und mit 15 W/m auch mehr als ausreichend. Der wird auch von einem Thermostat gesteuert, springt also nur an, wenn es draußen wirklich kalt ist. An der Tür hängt das Waschbecken mit Fußpedal - wegen der Hygiene. Ist aber auch komfortabel und das Wasser ist dank vorgeschaltetem Elektroboiler auch immer angenehm warm.
Anschluss
Die Gemeinde hat uns Ende August Wasser- und Kanalleitungen bis an die Grundgrenze legen lassen. Von der Firma, die das umgesetzt hat, haben wir auch ein Angebot für die Übergabeschächte (wir brauchen jeweils einen). Da das aber viel zu teuer ist, lassen wir die auch vom Jägersberger machen, der direkt im Anschluss mit dem Aushub für das Fundament beginnen wird.
Der Kanalübergabeschacht ist mir der dringendere, weil das Klo ohne Kanalanschluss nur sehr eingeschränkt benutzbar ist. Wasser kommt vorerst aus Regenwassertanks neben der Gartenhütte. Sobald die Kanalleitung zugänglich ist, hänge ich das Klo auch schon an. Um es überhaupt dorthin zu bekommen, lege ich Rundhölzer unter und schiebe es bergauf. Blöderweise habe ich es im hintersten Eck des Grundstücks gebaut und muss es ganz nach vorne bringen. Das letzte Steilstück schiebe ich mit dem Minibagger.
Der Wasserschacht bekommt einen schönen Sockel, an dem bald der Wasserzähler montiert und angeschlossen wird. Der nette Herr vom Wasserverband erklärt mir so einiges, während er den Zähler einbaut. Wichtigste Erkenntnis: Teflonband ist für Pneumatik, bei Wasser verwendet man Dichtschnur. Was soll ich sagen? Keine einzige undichte Verbindung mehr seitdem - funktioniert jedes Mal auf Anhieb. Jedenfalls ist der Zähler schnell eingebaut, ich bekomme noch ein paar Tipps für die weitere Verrohrung und dann kann ich zum ersten Mal direkt am Grundstück meine Wasserflasche auffüllen. Die Zeiten des Wasserschleppens sind vorbei!
Im Winter hänge ich das Klo an die Ortswasserleitung, da sich die Wassertanks samt Pumpe und 50 m Schlauch schwer frostfrei halten lassen. Dabei wird der Zähler auch mit dem Lichterschlauch eingewickelt und beheizt. Leider dauert es noch, bis der Schacht außen zugeschüttet wird, deshalb ist der auch nicht von sich aus frostfrei. Und weil es an den kältesten Tagen im Schacht kälter wird als unter der Rohrisolierung (wo der Thermostatfühler sitzt), gefriert er mir auch einmal. Zum Glück ohne Beschädigungen. Der Zähler wird daraufhin in ein Vlies eingepackt und der Lichterschlauch leuchtet und heizt fortan durchgehend. Die Stromkosten für ein paar Wochen sind billiger als ein neuer Zähler oder eine geplatzte Leitung.
Abschluss
Anfang Jänner erreichen wir einen Meilenstein: Kanal- und Wasserleitungen werden endlich vom jeweiligen Übergabeschacht zum Haus verbunden. Das Baustellenklo steht genau über dem künftigen Pfad dieser Leitungen und muss deshalb weichen. In Vorbereitung auf diesen Tag habe ich im Haus schon einen Spülkasten mit der billigsten käuflich erwerbbaren Kloschüssel an den Kanal angeschlossen. Der Spülkasten ist schon final, der wird später noch verbaut. Die Kloschüssel wird nach der Bauphase ersetzt.
Das Klo wird also am Bagger befestigt und aus dem Weg gehoben. Der Baggerfahrer parkt es zwischen unseren Obstbäumen, wo es auf nette Menschen hofft, die es auf die nächste Baustelle mitnehmen.