Höhenplan
Die Vermessung der Welt
Wozu das Ganze?
Unser Grundstück ist nicht ganz eben. Vom höchsten bis zum tiefsten Punkt geht es fast drei Meter bergab. Das hat natürlich einen gewissen Einfluss darauf, wie wir das Haus bauen werden. Um das Höhenprofil von Anfang an berücksichtigen zu können, haben unsere Architekten schon beim Erstgespräch nach einem Höhenplan gefragt. Den macht normalerweise ein Geometer, was für die Einreichung auch notwendig ist. Weil ich aber a) ungeduldig bin und b) letzten Herbst schon das halbe Grundstück vermessen habe, mache ich den vorläufigen Plan für die Entwurfsplanung. Wenn der um ein paar cm abweicht, ist das in der Phase noch nicht schlimm.
Werkzeuge und Materialien
Man braucht nicht viel, aber ein paar Sachen sind schon notwendig oder zumindest sinnvoll:
- langes (Glasfaser-)Maßband, mindestens die Grundstücksbreite
- normal langes Maßband, 3 m sollten genügen
- Kreidespray
- Nivellierlaser
- Holzreste oder anderes Material, das sich zwecks Markierung in den Boden stecken lässt
- was zum Schreiben, Papier oder Tablet
Anzeichnen
Ich beginne mit einer maßstäblichen Zeichnung des Grundstücks und teile diese in halbwegs quadratische Teile. In unserem Fall ergibt das ein Raster mit einer Auflösung von ungefähr 5 m. Zuerst wird das lange Maßband an einer der langen Grenzen aufgelegt und alle 5 m mit dem Kreidespray eine Markierung gemacht. Dann das Gleiche an der gegenüberliegenden Grenze. Dann stecke ich ein Stück Holz in eine der Markierungen, befestige das Ende meines Maßbandes daran und ziehe das Maßband zur gegenüberliegenden Markierung. So kann ich die Punkte dazwischen ebenfalls mit dem Kreidespray anzeichnen. Da sich das Grundstück von der Straße weg verjüngt, ist das Raster am Anfang noch über 5,5 m und nähert sich nach hinten hin den regulären 5 m an. Ganz so genau nehme ich das aber nicht, auf 20 cm hin oder her kommt es bei unserem (fast, aber eben nicht ganz flachen) Grundstück nicht an. Am Ende habe ich das Raster aus meiner Zeichnung in die Natur übertragen.
Messen
Jetzt kommt der spannende Teil. Ich suche mir einen Platz, wo ich meinen Nivellierlaser stabil aufstellen kann. Die Stützmauer unserer Nachbarin eignet sich da gut. Die ist überall gleich hoch, da könnte ich also den Laser auch noch verschieben, falls mir die Bäume im Weg sind. Der Laser ist übrigens ein sehr preiswertes Gerät, da braucht es nicht die Varianten im vierstelligen Bereich. Einziges Kriterium: Er muss eine gerade Linie projizieren können. Dass man die Linie tagsüber ab einer Entfernung von einem halben Meter nicht mehr sieht, ist egal. Der Laser steht, ich gehe also systematisch von Markierung zu Markierung und messe folgendermaßen: Ich setze den Anfang meines kurzen Maßbandes auf den Boden und ziehe es senkrecht nach oben. Dann schaue ich mit einem Auge dicht am Maßband vorbei in Richtung Laser. Wenn ich jetzt meinen Kopf auf die richtige Höhe bewege, sehe ich den Laser aufblitzen. Tipp für alle, die ihre Augen später noch verwenden wollen: Die billigen und sehr schwachen Laser haben hier den Vorteil, euch nicht gleich die Netzhaut wegzubrennen. In meinem Fall ist das Licht so schwach, dass wir von einer schädlichen Leistung sehr weit entfernt sind. Wie das bei den professionellen Geräten ist, kann ich nicht beurteilen. Indem ich also auf den Laser schaue und meinen Kopf auf- und abbewege, finde ich einen Punkt, an dem der Laser die größte Helligkeit hat. Dann schaue ich, welche Höhe das Maßband direkt neben dem Laser anzeigt. Das ist dann die tatsächliche Höhe über dem Boden und die ist erstaunlich genau. Ich muss mich schon am Riemen reißen, um den Wert nicht in mm einzutragen. Weniger als 1 cm bekommt man aber mit der Methode gut hin. Nützt nur leider genau gar nichts, wenn das Maßband beim nächsten Mal nicht neben, sondern auf einem Grasbüschel steht oder aus sonst irgendeinem Grund nicht die gleiche Höhe hat wie beim letzten Mal. Auf unserer seit dem letzen Herbst nicht gemähten Wiese liegt die Wiederholgenauigkeit innerhalb von ein paar cm. Jedenfalls gut genug für die Entwurfsplanung. Die 30 Punkte auf unserem halben Grundstück habe ich mit Anzeichnen in ungefähr einer Stunde gemessen.
Erschwerend ist allerdings der Umstand, dass ich bei der Hälfte der Punkte zu klein bin, um mit meinen Augen auf die Höhe des Lasers zu kommen. Ein aus Holzresten zusammengebasteltes Stockerl bringt mich wieder auf das richtige Niveau. Am Ende geht es sich gerade noch aus, dass ich ein paar meiner alten Punkte nochmal messe. Das muss ich deswegen machen, weil der Laser damals auf einer anderen Höhe gestanden ist. Die Differenz zwischen den alten und neuen Messungen sollte bei allen Punkten gleich sein und entspricht dem Höhenunterschied zwischen den Laserpositionen. Und tatsächlich ist sie das, zumindest bis auf eine kleine Abweichung. Um diese Differenz muss ich die alten Messungen ergänzen, dann kann ich alle Höhen nahtlos zu einem Höhenplan zusammenfügen und diesen an unsere Architekten mailen.